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Müssen Eltern erwachsene Kinder unterstützen?

Veröffentlicht am 23.05.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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In den Generationen der Eltern und der Kinder gibt es einen Konflikt, den immer mehr Familien
kennen: Die Eltern haben einen recht hohen Lebensstandard, während erwachsenen Kinder mit ihrer jungen Familie nach bezahlbarem Wohnraum suchen? Sollten Eltern erwachsene Kinder unterstützen oder dürfen sie ihr eigenes Leben leben? Die Meinungen zu der Frage sind höchst unterschiedlich.
Die Kreuzfahrt gegen die hohe Miete

Es ist eine Diskrepanz zwischen der Generation der Boomer und den Millennials, die in immer mehr Familien deutlich wird: Die Eltern leben allein in einem grossen Haus, fahren ein teures Auto und leisten sich einmal im Jahr eine Kreuzfahrt. Die Kinder, Mitte 30 und junge Mütter oder
Familienväter, können sich die teuren Mieten nicht mehr leisten. Sie wissen, dass ihre Eltern
Vermögen haben, dass sie eines Tages einmal übernehmen werden. Doch solange Vater und Mutter leben, dürfen sie ihr Geld ausgeben, ohne sich bei ihrem Nachwuchs rechtfertigen zu müssen.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es eine moralische Verpflichtung gibt. Es ist eine individuelle Entscheidung, die in jeder Familie anders getroffen wird. Fakt ist, dass das Gesetz zu Lebzeiten der Eltern keine Zuwendungen von Eltern an die Kinder vorsieht. Freiwillige Schenkungen sind hingegen erlaubt und in vielen Familien auch üblich.

Zuwendungen sollten immer freiwillig sein

Es gibt kritische Stimmen, die Eltern vorwerfen, ihr Geld zu verprassen, damit der Nachwuchs nichts mehr erhält. Dieses Verhalten kommt vor, aber es ist nicht die Regel. Und selbst das zügellose Ausgeben von Vermögen steht vor dem Gesetz nicht unter Strafe. Es gibt nicht einmal eine moralische Verpflichtung: Das Geld steht den Eltern ohne Einschränkungen zu, wenn sie es erarbeitet, gespart oder selbst geerbt haben. Den Kinder gegenüber gibt es keinerlei Verpflichtungen.

Einige Eltern haben ihre Gründe, die Kinder nicht zu unterstützen. Andere tun es freiwillig. Geld zu verprassen, dass andere nichts bekommen, ist kein guter Charakter. Doch manchmal gibt es auch für diesen Weg Gründe. Oder die Eltern denken einfach nicht darüber nach.

Gegenseitige Unterstützung ist in der Familie wichtig

In den meisten Familien gibt es eine grosse gegenseitige Unterstützung. Diese umfasst nicht nur die gegenseitige Hilfe im Alltag, sondern auch finanzielle Zuwendungen. Grundsätzlich sollten Kinder keine Erwartungen an ihre Eltern stellen: Nach jeder Kindheit und Jugend kommt der Tag, an dem sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen sollten. Wenn die Eltern helfen möchten, ist dies immer eine schöne Geste. Doch mehr sollte es nicht sein.

Wenn die Eltern ihr Geld verprassen möchten, werden sie die Kinder in der Regel davon nicht abhalten. Zumal es keine gesetzliche Vorgabe gibt. Auch wenn es unmoralisch oder verwerflich erscheint: Gegenseitige Unterstützung ist ein Herzensprojekt, aber keine Pflicht. Dies sollten Kritiker berücksichtigen.

Umgang mit Geld wird in den Generationen weitergetragen

Der Umgang mit Geld ist eine Sache, die sich Kinder gern von ihren Eltern abgucken. Wurden die
Kinder von ihren Eltern unterstützt, geben sie diese Unterstützung häufig gern an ihre Kinder
weiter. Wer sich umgekehrt alles selbst erarbeiten musste und von den Eltern keine Hilfe bekam,
obwohl es möglich gewesen wäre, handelt als später seinen eigenen Kindern gegenüber häufig
genauso: Das Geld wird für sich selbst verwendet. Somit haben Eltern in allen Generationen eine
Vorbildwirkung.

Es ist ein grosses Gut, wenn Vermögen in der Familie bleibt. Reiche Familien halten
es so und nehmen Schenkungen gern schon zu Lebzeiten vor. Doch es kommt auch immer auf den
Umgang miteinander an: Wenn in Familien eine grosse Harmonie herrscht, ist das Teilen eher eine Selbstverständlichkeit, als bei schwelenden Konflikten. Geld zu verprassen, ist nicht selten ein Ausdruck von Unzufriedenheit. Anstelle von Neid und Vorwürfen hilft das gute Gespräch. Oftmals lässt sich für den Familienfrieden eine gute Lösung finden.