Lügen im Bewerbungsgespräch: Zwischen Tabu und Selbstschutz - jobbasel.ch
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Lügen im Bewerbungsgespräch: Zwischen Tabu und Selbstschutz

Veröffentlicht am 02.06.2025 von Fredy Pillinger, Verkaufsleiter - Bildquelle: Getty Images
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Im Vorstellungsgespräch geht es darum, zu überzeugen. Manche Bewerber neigen dabei dazu, sich besser darzustellen, als es den Tatsachen entspricht. Kleine Übertreibungen scheinen harmlos – können jedoch gravierende Folgen haben. Besonders dann, wenn sie gezielt falsche Angaben betreffen.
Umfragen zeigen, dass ein signifikanter Anteil von Bewerbenden nicht ganz bei der Wahrheit bleibt. Die häufigsten Falschangaben betreffen frühere Tätigkeitsbereiche, Gehaltshöhen oder Bildungsabschlüsse. Oft geschieht dies aus Angst vor Nachteilen – etwa wegen Lücken im Lebenslauf oder fehlender Qualifikationen.
Was zunächst unbemerkt bleibt, kann später zum Problem werden. Wird ein Täuschungsversuch aufgedeckt, drohen rechtliche Konsequenzen – bis hin zur fristlosen Kündigung. Gerichte haben bereits entschieden, dass selbst gute Leistungen im Job nicht vor einer Entlassung schützen, wenn die Anstellung durch vorsätzlich falsche Angaben zustande kam.

Grenzen der Wahrheit – legitime Ausnahmen
Doch nicht jede Unwahrheit ist automatisch ein Kündigungsgrund. In bestimmten Situationen ist es Bewerbenden gestattet, unvollständig oder sogar falsch zu antworten – insbesondere, wenn unzulässige Fragen gestellt werden. Dazu zählen private oder intime Themen wie Familienplanung, sexuelle Orientierung, religiöse Überzeugung, Parteizugehörigkeit, Gesundheitszustand oder Schulden.
Diese Fragen gelten als diskriminierend und sind im Bewerbungsprozess nicht zulässig. Wer sie gestellt bekommt, darf sie rechtlich gesehen ablehnen oder mit einer Schutzbehauptung beantworten – ohne Sanktionen befürchten zu müssen.

Fazit
Lügen im Bewerbungsgespräch bleiben ein sensibles Thema. Während bewusste Täuschung über berufsrelevante Fakten ernste Konsequenzen nach sich ziehen kann, ist das Verschweigen oder Ausweichen bei unzulässigen Fragen ein legitimer Akt des Selbstschutzes. Dennoch ist Vorsicht geboten: Wer sich zu weit von der Realität entfernt, riskiert das Vertrauen zukünftiger Arbeitgeber. Auf Authentizität und Klarheit zu setzen – innerhalb der eigenen Grenzen – bleibt der nachhaltigere Weg.