Arbeitsmarkt Schweiz: Warum investieren Unternehmen nicht in über 50-Jährige? - jobbasel.ch
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Arbeitsmarkt Schweiz: Warum investieren Unternehmen nicht in über 50-Jährige?

Veröffentlicht am 18.01.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Schweizer Firmen konzentrieren sich in Bezug auf über 50-jährige Arbeitnehmer darauf, sie im Falle einer Entlassung zu unterstützen oder frühzeitig in Pension zu schicken. Obwohl der Anteil der Ü50er bei 30 Prozent der Erwerbsbevölkerung in der Schweiz liegt, sind Angebote für die
Weiterbeschäftigung dieser Altersgruppe in Unternehmen oder Anreize für Neueinstellungen
vergleichsweise gering. Wie die Realität älterer Arbeitskräfte trotz des Fachkräftemangels
aussieht, das und mehr erfahren Sie hier.
Abbau statt Weiterbeschäftigung und Einstellung

Nicht nur in der Schweiz herrscht Fachkräftemangel. Umso wichtiger wäre es, ältere Arbeitskräfte
länger im Job zu halten, mindestens bis zur Pension und gegebenenfalls darüber hinaus.
Tatsächlich werden ältere Arbeitnehmer eher abgebaut, anstatt dass sie weiter beschäftigt oder
gar eingestellt werden.

Talent Solutions Right Management - das ist ein Tochterunternehmen des
Personaldienstleisters Manpower Group - hat bei mehreren hundert Firmen eine Umfrage durchgeführt mit dem Ergebnis, dass sich 66 Prozent der Schweizer Arbeitgeber nicht mit den Bedürfnissen der über 50-Jährigen auseinandersetzen. Der Fokus richtet sich nur dann auf die Generation 50plus, wenn es um Unterstützung bei Entlassungen oder um Frühpensionierungsangebote, also um den Abbau von Arbeitskräften geht.

Das ist eine Schande vor dem Hintergrund, dass ein Drittel aller Personen im erwerbsfähigen Alter
älter als 50 Jahre ist. Mitverantwortlich für die Studie ist Nina Rüschen, die der Meinung ist,
dass Unternehmen «nicht einfach ein Drittel ihrer Belegschaft ignorieren» können. Das Investment in die Ü50er sei nicht etwa Gutmenschentum, sondern bringe Unternehmen einen ganz konkreten Mehrwert, da die Älteren «über grosses Wissen, jede Menge Berufserfahrung und soziale Kompetenz verfügen und darüber hinaus äusserst stressresilient» seien.

Empfehlung: In ältere Arbeitnehmer investieren

Warum Unternehmen noch immer verhalten auf Ü50er reagieren, ist die Tatsache, dass sie
durchschnittlich höhere Löhne erhalten und damit teurer sind als ihre jüngeren Kollegen.
Verstärkt wird dieser Effekt durch höhere Pensionskassenbeiträge. Darüber hinaus wird
stillschweigend davon ausgegangen, dass ältere Arbeitnehmer häufiger krank sind.

Eine knappe Mehrheit der Schweizer Human Resources Manager, nämlich 51 Prozent, beurteilt
allerdings den dominierenden Jugendwahn bei der Rekrutierung von Arbeitskräften kritisch. Das geht aus einer grossen Befragung des Outplacement Spezialisten Rundstedt hervor. Über 72 Prozent der mehr als 9000 befragten HR-Manager sind der Meinung, dass insbesondere die Generation Z hohe Forderungen bei einer Neueinstellung erheben.

Fakt ist, dass ihre Leistung nicht höher ausfällt als die ihrer älteren Kollegen. Dass junge Menschen angesichts des Arbeitskräftemangels ihre Verhandlungsmacht nutzen, kommt in vielen Unternehmen nicht gut an. Dieser steigende Unmut könnte dazu führen, dass ein grundlegendes Umdenken zugunsten älterer Arbeitnehmer stattfinden wird. Ohnehin gelten sie als weniger anstrengend, loyaler und auch als zuverlässiger.

Abschliessend ist festzuhalten, dass es in der Schweiz Zeit wird, dem Beispiel anderer Länder zu
folgen, in denen Bewerbungen standardmässig ohne Bild und Geburtsdatum verschickt werden. Die Lücke der fehlenden Fachkräfte kann durch die Best Ager nicht vollständig geschlossen werden. Aber Arbeitnehmer über 50 und auch über 60 können dazu beitragen, dass die Lücke nicht noch grösser wird.